Fortsetzung von Merkels Politik wird mehrheitlich abgelehnt
Beitrag von: Hermann Binkert
Kurz vor der Bundestagswahl hat sich Altkanzlerin Angela Merkel in den Wahlkampf eingemischt und sich gegen den Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz, in Stellung gebracht. Sie kritisierte, dass Merz die Zustimmung der AfD für sein Asyl- und Zuwanderungskonzept in Kauf nahm. Seine harte Linie hat Merz und damit der Union – nachweislich der aktuellen Umfrageergebnisse – bisher nicht geschadet. Trotzdem wollten wir genauer wissen, ob die Befragten für eine Fortsetzung der Politik von Angel Merkel durch die nächste Bundesregierung wären. Das Ergebnis ist eindeutig: Nur gut jeder Vierte (27 Prozent) wünscht sich eine Fortsetzung der Politik von Angela Merkel. Die große Mehrheit (59 Prozent) wünscht sich keine Fortsetzung der Politik Merkels. Nur noch die Befragten, die aktuell für die Linkspartei stimmen wollen, sind relativ mehrheitlich (48 Prozent ja zu 36 Prozent nein) für die Fortsetzung der Politik von Angela Merkel. Die Wähler aller anderen Parteien wünschen sich absolut mehrheitlich keine Fortsetzung der Regierungspolitik der Altkanzlerin.
Am Ende hat die Kritik der Altkanzlerin dem mutmaßlich künftigen Kanzler wahrscheinlich sogar eher geholfen, weil sie die Glaubwürdigkeit des von ihm angekündigten Politikwechsels erhöht. Olaf Scholz dürfte als Übergangskanzler in die Geschichtsbücher eingehen. Mit dem Ampel-Aus und nach der Bundestagswahl wird es im Bundestag „mutmaßlich“ keine Mehrheit mehr für die Fortsetzung der Politik von Angela Merkel geben. 2021 verfehlten SPD, Grüne und Linke knapp eine parlamentarische Mehrheit. Bei der diesjährigen Bundestagswahl werden sie zusammen noch etwa jeden dritten Wähler für sich gewinnen. Das reicht auf jeden Fall für die Sperrminorität, ist aber weit von einer eigenen Mehrheit entfernt.
Der Blick hinter die Sonntagsfrage auf unsere Potentialanalyse (INSA-Analysis Potentiale) zeigt übrigens eine interessante Veränderung: Das größte zusätzlich mögliche Potential der Union kommt nicht mehr von aktuellen Wählern der SPD, sondern von aktuellen Wählern der AfD. Mehr als die Hälfte der zusätzlich möglichen Wähler der AfD kämen von der Union. Die Wählerschnittmengen zwischen CDU/CSU und AfD sind auf beiden Seiten größer geworden.