Wie Deutschland tickt: Schwarz-Rot enttäuscht auch die eigenen Wähler

Beitrag von: Hermann Binkert

Nur jeder Neunte (11 Prozent) findet, dass die bisherige Leistung der schwarz-roten Bundesregierung besser als erwartet ist. Gut jeder Fünfte (21 Prozent) fühlt sich in seinen Erwartungen bestätigt, aber die große Mehrheit von 58 Prozent urteilt, dass die Leistung der Bundesregierung schlechter als erwartet ist. Eine überwiegende Unzufriedenheit gibt es über alle Altersgruppen hinweg, auch unabhängig vom Geschlecht und auch in allen Anhängerschaften. Wer das schlechte Zeugnis der Befragten über die Regierungskoalition von Union und SPD ernst nimmt, wird fast erstaunt sein, dass die drei Koalitionsparteien zusammen auf gut 40 Prozent der Wählerstimmen kommen. Zwar haben CDU, CSU und SPD seit der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 unter dem Strich jeden zehnten Wähler verloren, aber sie binden immer noch viele, die mit ihrer Politik eigentlich unzufrieden sind.

Obwohl 41 Prozent der Unionswähler und 49 Prozent der SPD-Wähler mit der Regierungspolitik von Schwarz-Rot unzufrieden sind, würden sie, wenn derzeit Bundestagswahlen wären, für Union oder SPD stimmen. Man kann das immer noch als Vertrauensvorschuss ansehen. Viele Wähler „hoffen wider alle Hoffnung“ (spes contra spem). Der große Anteil der Unzufriedenen unter den Sympathisanten der Regierungsparteien zeigt aber auch, wie dünn das Eis ist, auf dem sich die derzeitige Regierung bewegt.

Einen Eindruck davon bekommt auch, wer die Ergebnisse auf die hypothetische Kanzlerdirektwahlfrage ansieht: Nur 27 Prozent aller Befragten würden bei einer Kanzlerdirektwahl für den amtierenden Bundeskanzler Friedrich Merz stimmen, 29 Prozent für die Oppositionsführerin Alice Weidel. Gut jeder Dritte (35 Prozent) würde für keinen der beiden Kandidaten stimmen. Dass nicht einmal zwei Drittel der Unionswähler (65 Prozent) für Merz stimmen würden, aber 88 Prozent der AfD-Wähler für Weidel, zeigt, dass die Herausforderin ihre Wähler geschlossener hinter sich hat als der Amtsinhaber. So würde jeder zehnte Unionswähler (10 Prozent) für Weidel stimmen, aber nur jeder 50. AfD-Wähler (2 Prozent) für Merz. 41 Prozent der SPD-Wähler würden für Merz stimmen, aber auch zehn Prozent für Weidel, 43 Prozent für keinen von beiden. Inhaltlich und personell hat die Regierung noch viel Luft nach oben, selbst in der eigenen Wählerschaft. Sollte sich die derzeitige Stimmung verfestigen, könnten die Landtagswahlen des kommenden Jahres zum Waterloo für die derzeitigen Regierungsparteien werden.

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